Ein paar verwunderte Blicke gab es schon, als wir erzählt haben, dass unser Jahresurlaub uns 2009 nicht über den großen Teich führen würde. Seit 5 Jahren waren wir nicht mehr an der Küste gewesen, so langsam wurde es mal wieder Zeit, fanden wir. Aber 2 Wochen an einem Ort bleiben? Inzwischen ist uns das etwas zu langweilig.
So wurde die Idee geboren, die Reiseart, die wir am liebsten mögen, nämlich eine selbst organisierte Rundreise, in heimatliche Gefilde zu verlegen und von zuhause aus mit dem eigenen Auto zu starten. Gleichzeitig entschieden wir uns für die Ost- und gegen die Nordsee, für die neuen Bundesländer (sozusagen unser persönliches 20-Jahre-Wende-Programm) und ein ganz besonderes Highlight: eine 4-tägige Kurztour auf der Ostsee mit der neuen AIDA Luna nach Oslo und Kopenhagen.
Die Reiseroute sah wie folgt aus: Dresden — Warnemünde — AIDA-Kurztour — Rügen — Mecklenburgische Seenplatte — Weimar.
Nach Dresden wollten wir schon eine ganze Weile mal fahren, nun hat es geklappt. Bei herrlichem Sommerwetter kamen wir mittags in der Stadt an und konnten auch gleich im Hotel einchecken. Danach war eine erste Stadterkundung angesagt. Zu Fuß die Prager Straße hinauf in die Altstadt: Frauenkirche, Brühlsche Terrasse, Semperoper, Zwinger, schon oft auf Fotos gesehen, nun konnten wir uns alles live ansehen. Den Abend ließen wir im kanadischen Restaurant „Ontario“ gepflegt ausklingen. Am zweiten Tag waren 2 Dinge fest geplant: Mittags um 12 Uhr zur Andacht mit Führung in die Frauenkirche, und um 14 Uhr zur einzigen Semperoperführung, die an diesem Tag angeboten wurde. Außerdem machten wir gleich zwei mal einen Bummel über die Elbe in die Neustadt, genossen den Canalettoblick und kauften ein paar Sachen ein. Wir haben festgestellt, dass man in Dresden eine große Auswahl an ausländischen und exotischen Restaurants hat, an diesem Abend entschieden wir uns für australisches Essen.
In Warnemünde haben wir 3 Tage vor allem Strand- und Erholungsurlaub gemacht. Bei herrlichem Sommerwetter lasen wir im Strandkorb, aßen Eis bei Janny’s, genossen die leckersten Fischbrötchen direkt vom Boot und ließen uns treiben. Warnemünde ist am Alten Strom, wo ständig Ausflugsschiffe ein- und ausfahren, besonders stimmungsvoll, des Weiteren liegt dort im Sommer fast jeden Tag ein großes Kreuzfahrtschiff auf Ostseetour am Kai. An unserem ersten Abend in Warnemünde feierte man (uns zu Ehren ) auch gleich die letzte Port-Party des Jahres. Warnemünde zelebriert die Kreuzfahrt-Abfahrten sehr aufwendig. Wir konnten schon bei der Party abends miterleben, was die Stadt so alles beim Auslaufen der Schiffe auf die Beine stellt, Feuerwerk und Schlepperballett (die Schlepperschiffe fahren wirklich Figuren auf dem Wasser) waren toll anzusehen. Angeschaut haben wir von Warnemünde aus das sehr sehenswerte Backsteingotik-Münster in Bad Doberan sowie den Badeort Heiligendamm, die „Weiße Stadt am Meer“. Auch den Blick vom Leuchtturm und eine Hafenrundfahrt ließen wir uns nicht entgehen. Kulinarisch müssen wir lobend erwähnen, dass Gosch dieses Jahr auch in Warnemünde eine Filiale eröffnet hat, nicht ganz so urig wie auf Sylt, aber in gewohnt leckerer Qualität. So macht Urlaub am Meer noch mehr Spaß!
Das Auslaufen in Warnemünde war die schönste Abfahrt unserer kurzen Seereise. Begleitet von den an den Vortagen oft beobachteten Ausflugsbooten und unter Winken von zahlreichen Menschen am Kai begann unsere Clubschiff-Fahrt mit der neuen AIDA Luna. Es ist ein tolles Gefühl, wenn ein Schiff aus einem Hafen ausläuft, viele Menschen zuschauen und winken, und wir sind auf dem Schiff drauf und winken zurück. In Warnemünde wird „Time to say Goodbye“ und „Muss i denn zum Städele hinaus“ gespielt und auf dem Schiff eine spezielle AIDA-Auslaufmusik und „Sail Away“ – also Orinocco Flow von Enya. Es ist eine unbeschreiblich schöne Stimmung, bei der man einfach Gänsehaut bekommt.
Zunächst zum Schiff fahren an sich:
Die schönste Erkenntnis des Urlaubs war, dass wir wohl beide seefest sind. Entweder, Übung macht den Meister, da wir nun beim Whale Watching in Kanada in den letzten beiden Jahren schon einiges an Wellen und Seegang erlebt haben. Oder, wir haben einfach genügend gegessen! Denn laut Anzeigen und Durchsagen hatten wir Windstärke 7-8, und die Spuck-Tüten hingen an 2 Abenden in den Treppenhäusern. Mitreisende haben auch erzählt, dass es ihnen übel gewesen sei. Uns ging es blendend.
Die AIDA Luna ist ein wunderschönes Schiff, erst dieses Jahr fertig gebaut, die Taufe hatten wir im Internet mit verfolgt. Selbst drauf zu sein und alles anzusehen war ein besonderes Erlebnis. Wir hatten eine Balkon-Kabine, schön bunt eingerichtet, perfekt durchdacht, jede Menge Ablageflächen auch im kleinen Duschbad, etc.
Am Seetag genossen wir es, das Schiff zu erkunden. Nach der vorgeschriebenen Seenotrettungsübung entspannten wir in der Wellnessoase im Whirlpool und auf Liegen unterm aufschiebbaren Glasdach, aßen Sushi, ließen uns im Spa verwöhnen und freuten uns am Abend auf Exotisches aus dem Weite Welt Restaurant und Cocktails an der Luna Bar.
Lustigerweise hatten wir uns viel mehr auf Kopenhagen als auf Oslo gefreut. Und ganz überraschend wurde Oslo für uns zum Highlight, nicht nur durch die Lage am Fjord und die schöne Einfahrt. Wir waren sonntags in Oslo, und das erwies sich als perfekt. Die Stadt war herrlich ruhig und leer. Als erstes liefen wir zur Neuen Oper. Ein futuristischer Bau, toll zum Fotografieren, da man auf die Oper steigen kann, hat man einen tollen Blick auf Teile der Stadt und aufs Wasser. Danach ging es durch die Fußgängerzone Karl Johans Gate, am Schloss vorbei und Richtung Vigeland-Skulpturenpark. Plötzlich wurde der Weg das Ziel. Mir war nicht klar, wie schön die Häuser zwischen Innenstadt und Park dort sind, teilweise läuft man durch das Botschaftsviertel. Ich habe viele Fotos der Villen und Holzhäuser mit strahlend blauem Himmel gemacht und bin jetzt noch ganz begeistert. Auch das alte Dock-Viertel, heute umgebaut als modernes neues Stadtviertel Aker Brygge, war bei viel Sonne ein herrlicher Abschluss des Landgangs.
Nach dem Auslaufen durch den Oslo-Fjord freuten wir uns schon auf unser Abendessen im Restaurant Rossini, wo wir mit Blick auf den Sonnenuntergang und aufs Wasser mit 6 leckeren Gängen verwöhnt wurden.
Kopenhagen erkundeten wir per Rad. Zunächst durch einen Park am Fußballstadion entlang, verlief die Tour am Tivoli, Rathausplatz, Schloss Rosenborg und Amalienborg vorbei zum Nyhavn, dem berühmtem Kanal mit den bunten Häusern. Nach einer Mittagspause dort mit einem Pölser – oder auch: Dänischer Hot Dog – ging es weiter durch die Freistadt Christiania (dort waren schon etwas seltsame Leute unterwegs) zurück ans Wasser und natürlich zur kleinen Meerjungfrau, die versonnen aufs Meer hinaus blickt.
Am Tag der Rückkehr nach Warnemünde und Weiterfahrt nach Rügen waren 30 Grad vorhergesagt. Bei dem Traumwetter entschieden wir uns zu einer Anfahrt über die Halbinsel Fischland/Darß/Zingst (umgangssprachlich nur: Der Darß) und kamen schon früh auf Rügen an. Obwohl der Strandkorb erst ab dem nächsten Tag gemietet war, holten wir uns bei diesem Traumwetter noch einen Halbtageskorb und legten uns entspannt an den Strand. Im Reiseführer wurde Binz als Ort mit breitem Strand geschildert. Wir kamen aber von Warnemünde, dort ist der Strand tatsächlich sehr breit und leer, Binz übertreibt da etwas. Der Ort Binz gefiel uns sehr, vor allem die schön restaurierten Häuser mit den Balkonen und Verzierungen im Stil der Bäderarchitektur. Nach 1½ Strandtagen wurde es an einem Tag kühler und etwas grau, da fuhren wir in die Nachbarorte Sellin (mit der tollen Seebrücke), nach Göhren (wo wir keinen Parkplatz fanden!) und an die Ostspitze nach Thiessow. Am nächsten Tag ging es früh bei Sonnenschein zu den Kreidefelsen. Wir haben das Auto auf dem Parkplatz in Hagen abgestellt und sind dann zu Fuß durch den Wald zu den Felsen an der Stubbenkammer gelaufen. Da wir schon vor 10 Uhr dort waren, hatten wir herrliches Morgenlicht und es waren nur wenige Leute da. Danach ging es weiter zum Kap Arkona, hier war dann leider schon deutlich mehr los. Wir liefen zu den beiden Leuchttürmen und auch ins Fischerdörfchen Vitt, aber da waren uns viel zu viele Menschen unterwegs und es war extrem windig, hier mag es außerhalb der Saison sehr idyllisch sein.
Rügen hat unserer Meinung nach zur Hauptsaison ein großes Problem durch die vielen Autos. Das erwartet man in einer Großstadt, aber doch nicht auf einer Insel in der Ostsee. Gefühlt war halb Deutschland mit uns auf Rügen. Zur Hauptsaison müssen wir da eher nicht mehr hin.
Die Mecklenburgische Seenplatte ist ein Landschafts-Traum, ruhig und ländlich. Von Rügen aus fuhren wir auf der Deutschen Alleenstraße, bis wir die Seenplatte erreichten. Das Gebiet der Seenplatte ist viel größer als man denkt. Wir hatten Röbel an der Müritz als Standort ausgesucht, weil das recht zentral liegt. Wir wohnten in einem Gartenhäuschen auf dem Grundstück eines kleinen Landhotels, um so etwas Kanada-Feeling aufkommen zu lassen. Erst dort haben wir festgestellt, dass es am Wasser herrliche Bootshäuser gibt, die teilweise auch vermietet werden. Beim nächsten Mal wäre das eine tolle Alternative für uns.
An einem Tag wanderten wir im Müritz-National-Park von Federow bei Waren auf dem ausgeschilderten Eichhörnchen-Weg und haben tatsächlich Seeadler gesehen! Auch eine Tagestour mit dem Kanu in der Kleinseenplatte von Mirow aus haben wir realisiert: Wir fuhren die „Alte Fahrt“, auf einem ehemaligen Flößerweg durch kleine Seen und Kanäle, ein einziges Naturerlebnis. Wir hatten das Glück, auch vom Kanu aus zwei mal Seeadler beobachten zu können! Bei strahlendem Sonnenschein und herrlich glitzerndem Wasser beendeten wir das Erlebnis an der Seenplatte mit einem Tag auf dem führerscheinfreien Motorboot durch etwas größere Seen, die alle miteinander verbunden sind. Nachmittags bummelten wir noch etwas durch das nette Städtchen Rheinsberg.
Auf dem Rückweg in die Heimat machten wir noch kurz Station in Weimar. Nach einem Besuch des Goethe-Wohnhauses, einem Bummel durch die Stadt und später auf Goethes Spuren durch den Park an der Ilm, freuten wir uns darauf, nach 2½ erlebnisreichen Wochen, die uns herrlich lang vorkamen, wieder nach Hause zu kommen. Und die nächste Reise wird, so wie man uns kennt, nicht lange auf sich warten lassen!